Die Landkarte der Erfinder und Entdecker
Die Geografie der Erfindungen und Entdeckungen. Diese Deutschland-Karte zeigt euch, wo die auf dieser Website beschriebenen Erfindungen und Entdeckungen gemacht wurden. Folgende Regeln wurden dabei angewandt: 1. Die Markierung zeigt den (ungefähren) Ort an, wo es zu der entscheidenden Phase der Erfindung kam. 2. Der Geburtsort des Erfinders wird dann markiert, wenn er seine Erfindung im Ausland machte.
Es fällt auf, dass die Erfindungen und Entdeckungen in Deutschland geografisch unterschiedlich verteilt sind. Es gibt offensichtlich im Südwesten Deutschlands viel mehr Tüftler und Bastler als anderswo. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass die Süddeutschen anders gestrickt sind als die Norddeutschen, dass sie eher den Hang haben, sich Dinge auszudenken, um sich das Leben einfacher zu machen, dass sie die Verbesserung schwieriger Lebensumstände selbst in die Hände nehmen, anstatt auf Hilfe vom Staat zu warten. Sind die Süddeutschen vielleicht individualistischer und die Norddeutschen etatistischer orientiert? Man kommt richtig ins Grübeln, wenn man die hohe Erfinderdichte mit den niedrigen Arbeitslosen-Raten und den guten Pisa-Ergebnissen im Süden Deutschlands in Beziehung setzt. Oder mit dem „Glücksatlas“, wonach in Süd- und Südwestdeutschland die glücklichsten Menschen leben. Es fällt schwer, an reinen Zufall zu glauben. Aber diese Frage ist sicher nichts für Ingenieure, an der sollen sich mal die Soziologen die Zähne ausbeißen!
Die starke Häufung der Erfinder in Berlin ist zweifellos auf die günstigen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die die Preußenkönige schon vor der Reichsgründung 1871 eingeleitet haben. Also keineswegs auf eine besondere Schlauheit der Berliner. Die Universität wurde schon 1810 von dem Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt gegründet, zahlreiche neue Naturwissenschaften wurden von seinem Bruder Alexander von Humboldt gefördert. 1879 entstand die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg. Die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften wurde schon 1700 gegründet, mit dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz als erstem Präsidenten. In ihr waren zum ersten Mal Natur- und Geisteswissenschaften zusammen gefasst. Die Kaiser-Wilhelm-Institute, die außeruniversitäre Forschungseinrichtungen für naturwissenschaftliche Spitzenforschung waren, wurden 1911 geschaffen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden daraus die renommierten Institute der Max-Planck-Gesellschaft. Mit der Ausnahme von Konrad Zuse sind alle Erfinder und Entdecker in Berlin „Zugereiste“. Der Pommer Lilienthal, der Schlesier Borsig, die Niedersachsen Siemens und Koch, der Hesse Hahn, der Schwabe Schlack, der Badener Ruska, der Holsteiner Planck, sie alle fanden in Berlin mit ihren bahnbrechenden Erfindungen ein günstiges Umfeld, wissenschaftliche und technische Schulen, staatliche Institute, ab Mitte des 19. Jahrhunderts moderne Fabriken im Berliner Maschinenbau-Viertel, dem „Feuerland“, mit einer gut ausgebildeten Arbeiterschaft, Forschungseinrichtungen und natürlich die Nähe zu Regierungsstellen, so dass ihre Neuentwicklungen „ankamen“, vor den entscheidenden Gremien Gehör fanden, in Gewerbeausstellungen der Öffentlichkeit gezeigt werden konnten und in dieser Vernetzung nicht so leicht ins Leere liefen wie in der „Provinz“. Berlin als Erfinder-Spitzenreiter, heute aber auch Spitzenreiter bei Arbeitslosen, Pisa-Schlusslicht und rote Laterne im Glücksatlas sind nur scheinbare Widersprüche. Umfeld und Rahmenbedingungen sind der entscheidende Ackerboden für Innovationen trotz der Anleitung zum Unglücklichsein. Die Landkarte zeigt die Orte, wo die entscheidende Phase der Erfindung gemacht wurde. Wenn man die Geburtsorte der Erfinder zugrunde legt, ergibt sich schon ein viel ausgeglicheneres Bild der geografischen Verteilung.
Kiel: Rudolf Hell. Schon 1929, als er als junger Diplomingenieur der Elektrotechnik in Berlin seine erste Firma gründete, hatte er die ersten Hell-seherischen Ideen, wie man Buchstaben und Linien in kleine Punkte zerlegen und sie dann per elektronischem Impuls an einen entfernten Empfänger versenden könnte, wo sie dann in die ursprüngliche Form aufbereitet werden. Der Hellschreiber war geboren, ein Übertragungsprinzip, das bis in die heutigen Faxgeräte seine Gültigkeit behalten hat. Der Hellschreiber erwies sich als sehr robust und wurde bis in die 1980er benutzt.
Rostock: Hans-Joachim Pabst von Ohain. Das erste Düsenflugzeug der Welt, die He178 flog 1939 in Rostock. Hans Joachim Pabst von Ohain erfand das Düsentriebwerk, das den Kolbenmotor ersetzte. Ernst Heinkel war der Unternehmer, der den Flugzeugrumpf um das Triebwerk herum baute. 700 km/h Geschwindigkeit waren sensationell.
Bremen: Henrich Focke. 1936 stieg der erste flugtaugliche Hubschrauber Fw61 in Bremen in die Luft. Die Nazi-Pilotin Hanna Reitsch flog ihn in der Berliner Deutschlandhalle. Die Firma Focke-Wulf sah in dem seltsamen Fluggerät keine Zukunft, Henrich Focke gründete daraufhin seine eigene Firma Focke-Achgelis.
Peenemünde/Usedom: Wernher von Braun. Aufbruch ins All – die deutsche Weltraumrakete startete 1942 auf der Insel Usedom. Zwölf lange Jahre der Entwicklung brauchte Wernher von Braun bis zu diesem Triumph. Die bahnbrechende Erfindung wurde zu einer Massenvernichtungswaffe umfunktioniert - und Tausende von Zwangsarbeitern kamen bei ihrer Herstellung zu Tode. Aber die V2 wurde zur Mutter aller Weltraumraketen.
Berlin: Konrad Zuse. Der erste Computer der Welt ratterte 1938 in Berlin-Kreuzberg. Sein Erfinder war Konrad Zuse. Die Z1 war der erste Programm gesteuerte, binäre Gleitkommarechner, bestehend aus 30000 mechanischen Schaltelementen.
Berlin: Ernst Ruska. Mit dem Elektronen-Mikroskop können sogar Moleküle und Viren abgebildet werden. 1931 gelang es Ernst Ruska, statt Licht Elektronenstrahlen durch Ablenkung zur Vergrößerung zu nutzen. Es wurde ein wichtiges Hilfsmittel in Physik, Chemie, Technik, Biologie.
Berlin: Otto Hahn. Er zündete 1938 das atomare Feuer auf einem Bastlertisch in Berlin-Dahlem. Er bestrahlte eine Uran235-Probe mit Neutronen, spaltete damit den Atomkern in Barium und Krypton auf, die zusammen weniger Masse haben als das Uran. Die Differenz wurde als "Atomenergie" frei.
Berlin: Manfred von Ardenne. Adelsspross erfindet das vollelektronische Fernsehen, verhilft den Russen zur Atombombe und wandelt sich zum "roten Baron".
Berlin: Max Planck. Er wollte es nicht glauben: 1900 schickte Max Planck Lichtwellen in einen schwarzen Körper und heraus kamen kleine Lichtelemente. Damit hatte er die Quantentheorie entdeckt, die klassische Physik zu Grabe getragen. Heraus kamen auch zahlreiche Hightech-Anwendungen von der Quantenkrytographie über die Teleportation bis hin zum Quantencomputer.
Berlin: August Borsig. Er baute 1841 die erste deutsche Dampflokomotive. Sie blieb bei der Wettfahrt mit der englischen Stephenson-Lok stehen. Borsig gab nicht auf und wurde preußischer Lokomotivkönig.
Berlin: Otto Lilienthal. Das Flugzeug ist schwerer als Luft, warum fliegt es trotzdem? Otto Lilienthal entdeckte den aerodynamischen Auftrieb des gewölbten Flügelprofils. 1891, als er an seinem Gleiter hängend luftgetragen war, gilt als das Jahr der Erfindung des Flugzeugs. Er bezahlte seinen Höhenflug mit dem Leben.
Berlin: Robert Koch. Er jagte sein ganzes Leben lang in der ganzen Welt Krankheitskeime: Cholera, Schlafkrankheit, Typhus. 1876: Dorfarzt Robert Koch, Begründer der modernen Bakteriologie, präsentiert den Milzbranderreger. 1882: Entdeckung des Tuberkulose-Erregers, Voraussetzung für den Sieg über diese Seuche.
Berlin: Werner von Siemens. Auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879 führte er seine erste kleine Elektrolokomotive vor. Werner von Siemens´ Erfindung führte in den 1930ern zum Ende der Dampflokomotiven. Das von ihm entdeckte "dynamoelektrische" Prinzip ist die Grundlage für alle elektrischen Maschinen.
Berlin: Paul Schlack. Fest wie Stahl, dünn wie ein Spinnennetz - hergestellt aus Kohle, Wasser und Luft - das war die neue Wunderfaser. Damit hatte Paul Schlack 1938 die Seidenraupe abgelöst. Das Polycaprolactam bekam den Handelsnamen "Perlon". Als erstes wurden daraus Fallschirme hergestellt.
Frankfurt/Oder: Gerhard Neumann. Genannt "Hermann the German" war einer der Erfinder des Düsentriebwerks der zweiten Generation. Der Automechaniker aus Frankfurt/O. schaffte es bis zum obersten Boss der Flugtriebwerks-Division von General Electric in USA. Er erfand die verstellbaren Schaufeln im Turboverdichter des Triebwerks und trieb die Entwicklung des Zweikreistriebwerks voran. Ergebnis: kleinere Triebwerke mit mehr Leistung und besserer Brennstoffausnutzung.
Göttingen: Werner Heisenberg. Er leistete 1927 mit seiner Unschärferelation einen großen Beitrag zur Quantenmechanik. Die kleinsten Bausteine der Materie sind an allen Orten gleichzeitig und nirgends. Der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung ist aufgehoben. Das Tor zu neuen Technologien ist damit weit offen.
Düsseldorf: Christian Hülsmeyer. "Unsere Nebelhörner sind viel besser als Ihre Spielerei!" Das war die Reaktion der Marine als Christian Hülsmeyer 1904 ihr sein "Telemobiloskop" vorführte. Schade, die Ablehnung kostete im 2. Weltkrieg Hunderttausende das Leben, als die Engländer mit dem Radar einen Vorsprung hatten. Heute unzählige Anwendungen: Verkehr, Wetter, Astronomie, Geologie, Werkstoffuntersuchung u.v.a.
Köln-Deutz: Nikolaus Otto. Seine erste Maschine zerstörte sich selbst. Aber 1876 schaffte es der Bauernsohn Nikolaus Otto, den ersten 4-Takt-Motor zum Laufen zu bringen. Im Schatten des Kölner Doms stand die Geburtsstätte des Otto-Motors, der allerersten Verbrennungskraftmaschine von Abermillionen zu Lande, in der Luft und auf dem Wasser.
Aachen: Andreas Pavel. Er erfand 1972 den Walkman, den er damals "Stereobelt" nannte. Es war ein am Gürtel zu tragender Stereo-Kassetten-Spieler, auf den er 1977 Patente in mehreren Ländern bekam. 1979 begann Sony mit der Herstellung und dem Verkauf des Walkman, der Pavels Stereobelt verblüffend ähnlich sah, ohne Pavel Lizenzgebühren zu bezahlen. Das war glatter Diebstahl geistigen Eigentums. Es folgte ein jahrzehntelanger Gerichtsstreit, der Pavel auf einem Berg von 3 Millionen Dollar Schulden sitzen ließ. Erst 2003 einigte er sich mit Sony außergerichtlich und bekam eine Abfindung von ca. 10 Mio. Dollar.
Jena: Ernst Abbe. Wissenschaftlich exakte Berechnung des optischen Strahlenganges - das war 1866 Ernst Abbes Erfolgsrezept zur Herstellung von Mikroskopen, Fernrohren und Fotolinsen. Damit ersetzte er das zufallsbedingte Herumprobieren und führte mit Zeiss und Schott die Firma Carl Zeiss zu Weltruhm und ermöglichte bezahlten Urlaub und Gewinnbeteiligung für die Arbeiter.
Wetzlar: Oskar Barnack. Die Kleinbildkamera Leica löste 1925 die unhandlichen Plattenkameras ab, wurde schnell zum Verkaufsschlager und brachte der Optikschmiede Leitz Weltruhm ein. Oskar Barnack hatte das Ding schon 12 Jahre vorher entwickelt. Es wurde zum Vorbild aller Kameras mit dem 35mm-Format.
Friedrichsdorf: Philipp Reis. Ein Pferd frisst keinen Gurkensalat...das war der erste Satz, der 1861 über 50 m mit Philipp Reis´ Sprechapparat übertragen wurde. In seinem Vortrag (mit Life-Übertragung) vor der Physikalischen Gesellschaft wurde er verlacht und gedemütigt. Bell in USA griff seine Erfindung auf und reklamierte für sich die Urheberschaft.
Würzburg: Wilhelm Conrad Röntgen. Seine Hand geriet zwischen Kathodenstrahl-Röhre und Leuchtschirm, da sah er die Knochen seiner Hand auf dem Schirm! Sechs Tage später veröffentlichte Wilhelm Conrad Röntgen seine Entdeckung. Seit 1895 entfalten seine Röntgenstrahlen ihre segensreiche Wirkung in der Medizin, Astronomie, Biologie, Werkstoffprüfung, Physik...
Erlangen: Karlheinz Brandenburg. Der MP3-Player ist seine Erfindung am Fraunhofer-Institut Erlangen. Es gelang ihm, die riesige Datenmenge eines Musikstückes auf einen Bruchteil zu komprimieren, ohne dass der Zuhörer einen Unterschied merkt. Er sparte die Tonfrequenzen aus, die das menschliche Ohr ohnehin nicht hören kann. Die Motion Picture Expert Group (MPEG) wählte 1990 seine Erfindung als Standard aus zur Übertragung über Telefonleitungen; keine gequetschten Telefonlaute, sondern glasklare Klänge! 1998 waren die ersten tragbaren Geräte auf dem Markt. Deutsche Unternehmer hatten sich dieses Milliardengeschäft entgehen lassen. Schade! Bald konnte man eine ganze Musikbibliothek in der Westentasche mit sich herumtragen und abhören. Die Musikrevolution war da.
Mannheim: Carl Benz. Das erste Auto der Welt fuhr 1886 knatternd und stotternd in Mannheim. Carl Benz blieb am Ball als er verlacht und verspottet wurde, als der Kaiser sagte, er glaube an das Pferd. Sein Patent-Motorwagen war das allererste von nunmehr fast einer Milliarde Autos.
Karlsruhe: Fritz Haber. Seine Ammoniaksynthese schuf 1908 die Grundlage für künstlichen Stickstoffdünger, der für die Ernährung der Hälfte der Weltbevölkerung unerlässlich ist. Für diese bahnbrechende Idee erhielt Fritz Haber den Nobelpreis für Chemie.
Karlsruhe: Heinrich Hertz. Wie denn das? Die Elektrizität kann sich auch außerhalb des Leiters ausbreiten? Heinrich Hertz gelang 1887 der eindrucksvolle Nachweis, dass sich die elektomagnetischen Wellen durch den Raum ausbreiten. Es sind nicht die im Draht wandernden Elektronen, sondern das elektromagnetische Feld, das Funkübertragungen möglich macht.
Ensingen: Ottmar Mergenthaler. Er schuf 1884 das größte Wunder seit Gutenberg 1450! Es war die Setzmaschine des Ottmar Mergenthaler, die setzen, prägen, gießen konnte. In der Wirtschaftskrise sah er sich 1872 gezwungen, nach USA auszuwandern. Die Revolution im Zeitungsdruckwesen war perfekt. Er stellte seine Maschine in Baltimore vor. Sie war rationeller, schneller, billiger als das mühsame Handsetzen.
Bad Cannstatt: Gottlieb Daimler. Sein Gesellenstück war eine doppelläufige Pistole. Aber Gottlieb Daimler konnte wesentlich mehr: 1888 fuhr das zweite Auto der Welt. Es war seine Motorkutsche, mit einem schnelllaufenden Motor ausgerüstet, die über die Straßen von Bad Cannstatt ratterte.
Stuttgart: Ferdinand Porsche. Er hat nicht den "Porsche" erfunden, sondern den VW-Käfer, und Mercedes baute die ersten. 1936 stellt er den ersten Volkswagen dem "Führer" vor. Er erhält den Auftrag, eine ganze Fabrik und dazu eine Stadt zu bauen. Das Auto in seiner genial einfachen Konstruktion leitete die Massen-Motorisierung ein.
Ulm: Albert Einstein. Zwischen 1905 und 1915 hob Albert Einstein den Weltraum aus den Angeln. Seine Relativitätstheorie beschreibt die Natur unter dem Einfluss hoher Geschwindigkeiten und großer Schwerefelder. Da gibt es Unglaubliches: Zeitdehnung, Raumstauchung, Massenzunahme. Er wird zum globalen Superstar, zum Chefingenieur des Universums.
Augsburg: Rudolf Diesel. Sein erster Motor flog ihm um die Ohren. Rudolf Diesel erfand 1895 den nach ihm benannten Motor, der mit Selbstzündung arbeitet, von allen Wärmekraftmaschinen nutzt er die im Kraftstoff enthaltene Energie am besten aus.
München: Carl von Linde. 1895 bewies er, dass man Luft verflüssigen kann - mit Hilfe seiner Kältemaschinen durch Kühlung auf sensationelle minus 195°C. Damit konnte er die Luft in ihre Bestandteile Sauerstoff, Stickstoff und Argon zerlegen. Ganz neue Forschungsgebiete in der Physik und neue praktische Anwendungsgebiete taten sich auf.