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Vom Schwinghangler zum Astronauten, eine kurze Geschichte der Erfindungen von der Steinzeit bis heute.

Die Geschichte der Erfindungen und Entdeckungen soll deutlich machen, wie es überhaupt zur ersten Erfindung kam, welches die Quellen sind, aus denen sich der Drang, Neues zu erfinden speist. Sie macht auch klar, welches die Voraussetzungen waren, unter denen Europa seit der Antike und dann mit voller Kraft ab dem Beginn der Neuzeit sich dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt verschrieb.

Was ist eine Erfindung? Eine schöpferische Leistung, mit der ein neues Ziel erreicht werden soll: Ein technisches Gerät, ein Verfahren, eine Dienstleistung, ein wissenschaftliches System. Auch wenn die Idee von anderen aufgegriffen und ausgeführt oder weiterentwickelt wird, gilt diese Leistung als Erfindung. Jede erstmalige Beschreibung und Ausführung einer Idee und auch deren Weiterentwicklung gilt also als Erfindung, die eine bisher nicht dagewesene neue Erkenntnis bedeutet. Erfindung schafft etwas Neues.

Was ist eine Entdeckung? Im Gegensatz hierzu steht die Entdeckung, die etwas zur Zeit der Entdeckung bereits Vorhandenes auffindet, z.B. eine bisher unbekannte Tierart, einen Krankheitserreger, ein Naturgesetz, ein chemisches Element, einen Himmelskörper, die Zusammensetzung der DNA, die Entzifferung der Keilschrift, usw. Entdeckung findet etwas Vorhandenes.

Die erste Ingenieurleistung bringt den Menschen hervor. Die Geschichte beginnt bereits vor 2,4 Millionen Jahren (MJ), als ein auf zwei Beinen gehendes, affenartiges Wesen, der Australopithecus habilis das erste Werkzeug der Welt erfindet, das Oldowan Tool, ein sehr primitives, grob behauenes Steinstück. Seine Hände in Kooperation mit dem Gehirn waren dazu in der Lage, weil sein Gehirnvolumen vom Zeitpunkt der Entstehung des zweibeinigen Ganges vor 6,5 MJ von 350 auf 500 cm3 gewachsen war, weil es die zusätzliche Aufgabe der Aufrechterhaltung des labilen Körpergleichgewichts übernommen hatte. Mit dem neuen Werkzeug konnte er sich als neue Nahrungsquelle die an Proteinen vielfach reichere Fleischnahrung der Tierkadaver erschließen, indem er die zähe Tierhaut aufritzte. Die höhere Energiezufuhr ließ das Gehirn in nur 400 Tausend Jahren (TJ) auf 800 cm3 anwachsen, aus der Greifhand wurde immer mehr die geschickte Hand und die Werkzeuge ausgefeilter. Und voilà, da ist er, der erste Mensch, genannt Homo rudolfensis, ausgerüstet mit einem neu gebildeten Hirnareal für technische Intelligenz. Das Oldowan Tool war die erste wichtigste und bei weitem folgenreichste Erfindung in der Geschichte der Evolution und brachte nichts weniger als den ersten Menschen hervor. Der Gebrauch des Werkzeugs führt zur Menschwerdung, zu der neuen Gattung, die vom Pflanzenfresser zum Allesesser wird und schon vor 1,8 MJ als Homo erectus mit einem fast 1000 cm3 großen Gehirn aus Afrika auswandert, um sich schlussendlich den ganzen Globus untertan zu machen.

Machen wir uns nochmal das ungeheure Geschehen vor 2,4 MJ klar: Das vergrößerte Gehirn macht einen „Engineering-Plan“ für das Werkzeug, dessen praktische Umsetzung die Überlebenschancen des Clans gegenüber Konkurrenten schlagartig verbessert durch den Übergang von der Pflanzen- zur Fleischnahrung. Also hat eine bis dato noch nie dagewesene „Ingenieursleistung“ den Menschen hervorgebracht! Zugespitzt kann man sagen: Am Anfang war der geniale Vormenschen-Ingenieur habilis! Ohne menschliche Evolution kein Großhirn, ohne Großhirn keine klugen Köpfe, ohne kluge Köpfe keine Erfindung.

So wuchs das Gehirnvolumen der Hominiden. Vor 2,4 MJ großer Sprung durch Erfindung des Werkzeugs, Erschließung der Fleischnahrung, das bedeutete die MENSCHWERDUNG.

Rot: Pflanzenfresser (Herbivoren), blau: Allesesser (Omnivoren).

 

Die Geburt der Erfindung = die Genesis des Menschen. Die erste Erfindung der Vormenschen bewirkte den Übergang vom Tier- zum Menschenreich. Nicht der Mensch betrat die Bühne und machte das Werkzeug, wie oft behauptet wird, sondern das Werkzeug den Menschen. Die umwälzendste, einschneidendste, revolutionärste Erfindung, ohne die es die Gattung Mensch nicht gäbe, die größte geistig-manuelle Leistung aller Zeiten. Das Motiv für die Werkzeugerfindung war, sich einen Überlebensvorteil gegenüber anderen Gruppen zu verschaffen, also Wettbewerb. Dieser Motor des Fortschritts ist bis heute geblieben, auch wenn die biologische längst in die kulturelle und technische Evolution übergegangen ist. Auch die Motivation der in der Website beschriebenen Erfinder ist zum größten Teil im Bestreben zu suchen, einen Marktvorteil gegenüber Konkurrenten zu erzielen. Jede staatliche Planwirtschaft, in der jegliche Konkurrenz ausgeschaltet wird, gerät zwangsläufig auf die Verliererstraße im Vergleich zu freien Gesellschaften. Den eingefleischten etatistischen Ideologen ist diese Erkenntnis nur noch nicht gekommen. Sollen sie mal in die zwei MJ alte Entwicklungsgeschichte des Menschen schauen, da ist alles drin zu lesen. Und noch eines wird aus dieser Geschichte klar: Seit der Erfindung des Oldowan-Tools ist unser Überleben als Gattung auf Gedeih und Verderb an das „Werkzeug“ im allgemeinsten Sinn gebunden. Es ist die conditio sine qua non für unser Weiterbestehen. Die erste Erfindung ist die Voraussetzung für unzählige Nachfolgeerfindingen und letzten Endes auch die, über die die Website berichtet.

Die Geburt des Homo sapiens. Vor ca. 300 TJ (neueste Erkenntnis 2017 nach Funden im Jebel Irhoud in Marokko. Bislang galt vor 200 TJ als Geburtsstunde des Homo sapiens) kam es dann in Afrika zur Entstehung unserer Spezies Homo sapiens; ihr durchschnittliches Gehirnvolumen beträgt bis heute 1400 cm3. In der jungpaläolithischen Revolution vor 60 TJ wurden nicht nur die Steinwerkzeuge und Waffen ausgefeilter, sondern diese Zeit gilt als Geburtsstunde von Religiosität, Kunst, Mitmenschlichkeit, grammatisch geordneter Sprache, erkennender Intelligenz. Die Geburt dieser Fähigkeiten wird einer Mutation zugeschrieben, die die bis dato isolierten Hirnareale für soziale, technische, kausale und linguistische Intelligenz miteinander vernetzte, genannt kognitive Fluidizität.

Die neolithische Revolution. Dann, nachdem der Homo sapiens sich seit 60 TJ von Afrika aus über den gesamten Planeten verbreitet hatte, kam es vor 11 TJ zu einer weiteren folgenschweren Umwälzung, der neolithischen Revolution, hinter der sich Sesshaftigkeit, Haustierhaltung und Getreideanbau verbergen. Es war eine reine kulturell-technologische Evolution. Der von dem „fruchtbaren Halbmond“ im Nahen Osten ausgehende Technologieschub ist zwangsläufig, wenn aus Sammler- und Jäger-Nomaden Nahrungsproduzenten werden, die Ackergeräte, Getreidemühlen, Keramikgefäße herstellen, Vorrats- und Wohnhäuser bauen und erste Tempel errichten. Dieses entscheidende Kapitel der Geschichte der Menschheit begann in Europa erst vier Tausend Jahre später. Der Mensch nahm nicht mehr nur das, was die Natur ihm bot, sondern er begann, seine Umwelt zu kontrollieren durch erstmalige Züchtung von Getreide und Nutztieren. Zuerst die gute Nachricht: Der Mensch machte sich unabhängig vom Klima und der Geografie, musste nicht mehr nach Nahrung umherschweifen, formte die Natur nach seinen Wünschen, und das Land ernährte viel mehr Menschen. Die schlechte: Die Vertreibung aus dem egalitären Sammler- und Jägerparadies (in dem alle Mitglieder des Stammes mehr oder weniger gleich waren) kostete sie ihre Unabhängigkeit, ließ soziale Schichtung entstehen, gebar Machtpolitik, Ausbeutung, Entwürdigung der Verlierer und setzte sie nie gekannten Epidemien aus, weil sie jetzt eng zusammen lebten. Die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit steht bis heute auf der Tagesordnung und ist seit 11 TJ ungelöst. Die Zweiklassengesellschaft aus Freien und Knechten, aus haves und have-nots führte zunehmend zu Gewalt, Kriegen und Völkermorden. Als Homo sapiens, der „weise Mensch“ sich vom stolzen Jäger zum dreckigen Schweinehirten wandelte, hatte er seine Unschuld verloren und erfand mörderische Vernichtungswaffen. Der Krieg bot schon damals einen starken Anreiz, neue Technologien zu erfinden, ein Faktum, das in der Gegenwart in erschreckendem Maße von Millionen hautnah erlebt wurde. Aber der Weg, der in der neolithischen Revolution eingeschlagen wurde, war unumkehrbar.

Die kulturelle Evolution. In der Zeit, zu der uns eine Geschichtsschreibung vorliegt, waren es große Persönlichkeiten, die die Menschheit geistig, moralisch und technologisch voran brachten. Den Griechen verdanken wir große Dichtung von Homer, Sophokles, Euripides, die Lehrsätze des Pythagoras, die euklidische Geometrie, das ptolemäische geozentrische Weltbild, die sokratische Philosophie, die Erfindung der Demokratie im perikleischen Zeitalter, die klassische Architektur, Vorbild bis in die Neuzeit. Der großartigen römischen Zivilisation verdanken wir Staatskunst, Städtebau, Infrastruktur und Rechtswesen.

Die christliche Zeitenwende. Christus setzte der unendlichen Spirale von Hass, Menschenverachtung, Gewalt, Vergeltung, Krieg, Völkermord das große Korrektiv der Feindesliebe entgegen. Das ist der radikale Paradigmenwechsel, den er in der Bergpredigt, der „Magna Charta“ des Christentums, verkündete. Es war sein unermüdlich agierender Missionar Paulus, der dieses neue Weltethos in Europa verbreitete. Dieser jüdische Rabbi und römischer Staatsbürger legte des Fundament des christlichen Abendlandes, als er im Jahr 49 n.Chr. den Sprung von Kleinasien nach Europa wagte. Damit wurde der Boden bereitet, der, mit dem Gottesglauben Jerusalems, der Vernunftphilosophie Athens und dem Rechtsdenken Roms gedüngt, zum Nährboden und zur Grundvoraussetzung für den Aufstieg Europas seit 1450 wurde. Dieser Geist des Fortschritts und der Erkenntnis in den Wissenschaften konnte nicht dauerhaft behindert werden. Die Kirche war von der Lehre ihres Meisters abgefallen, wandte Gewissensterror an und praktizierte physische Gewalt, verbrannte Menschen, die große Entdeckungen gemacht hatten, gab ihren Segen dazu, indigene Völker zu unterdrücken und verbreitete die Liebesbotschaft ihres Herrn mit Feuer und Schwert. Aber der Fortschrittsgeist war letzten Endes nicht mit Gewaltmaßnahmen auszurotten. Das jüdisch-christliche Wertesystem des Paulus hatte Bestand. Selbst die Institution „Kirche“ konnte es nicht kaputt kriegen. Es wurde mit seinen Hauptsätzen in die Gesetzbücher aller Staaten des Westens übernommen. Mit einer „Lebensdauer“ von 1960 Jahren wird es von keinem anderen Wertekanon an Nachhaltigkeit erreicht.

Die Neuzeit. Damit waren die Weichen gestellt für die kommenden großen Errungenschaften. Im Jahre 1450, dem Beginn der „Neuzeit“ lieferte Gutenberg in Mainz mit seiner Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern den großen Wissenschaftlern das Werkzeug, ihre Entdeckungen der Öffentlichkeit vorzustellen und religiöse, philosophische und literarische Werke zu drucken. Damit waren dem rasant ansteigenden Schriftlichkeitsgrad der europäischen Kultur kaum noch Grenzen gesetzt. Mit diesem Werkzeug war Martin Luther in der Lage, mit der Übersetzung der Gesamt-Bibel aus dem Hebräischen bzw. Griechischen ins Deutsche, die 1534 vollständig vorlag, den bis dahin weitgehend schriftlosen Deutschen den Anstoß für die Schöpfung einer Schriftsprache zu geben. Dieses Denkmal ihrer Nationalliteratur gab ihnen Identität und immensen Einfluss auf ihre Sprache, die damals noch im Entstehen war.

Die großen Paradigmenwechsel. Die wissenschaftlich-industriellen Revolutionen der Neuzeit brachten dem Menschen ungeahnten Fortschritt und eröffneten ihm völlig neue Horizonte hin in die Industrie-, Dienstleistungs-, Informationsgesellschaft und hin zur Blüte der Geistes- und Naturwissenschaften.

Aber sie forderten ihm auch einen Preis ab, weg von einem Leben in und mit der Natur und weg von dem Fundament, auf dem er sicher zu stehen glaubte. Sie entzauberten ihn und beendeten seine Überheblichkeit: Vor 400 Jahren degradierte ihn Galileo Galilei mit seinem Heliozentrismus zu einem kosmischen Randphänomen. Vor 230 Jahren machte James Watt mit seiner Dampfmaschine seine Muskelkraft überflüssig und bescherte ihm das Industriezeitalter. Vor 150 Jahren entriss ihm Charles Darwin mit seiner Evolutionstheorie die biologische Sonderrolle. Vor 100 Jahren nahm ihm Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie Raum, Zeit und Materie und zog ihm so den Boden unter den Füßen weg. Vor 90 Jahren raubte ihm Sigmund Freud mit seiner Psychoanalyse den eigenen Willen und machte ihn zum Sklaven seiner Triebe. Ab 1900, auf der Suche nach den kleinsten Teilchen der Materie, begründeten Max Planck, Albert Einstein, Niels Bohr, Werner Heisenberg, Erwin Schrödinger & Co die Quantenmechanik, die die klassische Weltsicht von Ursache und Wirkung aufhob. Armer Mensch: vom Sockel gestoßene Krone der Schöpfung, entmündigt, enttäuscht, desillusioniert, außerstande, die Natur zu verstehen. Im Jahre 1919 setzte Walter Gropius noch eins drauf. Mit der Gründung seiner Design- und Architekturschule „Bauhaus“ hebelte er die bisherigen Grundprinzipien des Bauens aus und schuf damit die Architektur der neuen Sachlichkeit und des Funktionalismus. Vielen Menschen wurde damit wieder ein Stück Vertrautheit entrissen. 1938 erfindet Konrad Zuse den Computer, die erste Programm gesteuerte, frei programmierbare, mit dem binären Gleitkommasystem arbeitende Rechenmaschine der Welt, die die Möglichkeiten des menschlichen Gehirns in ungeahnter Weise "erweitert".

Diese Website handelt von Erfindern und Entdeckern. Aber wie hat die Evolution die Erfinder "erfunden"? Wie ist es überhaupt zur Menschwerdung gekommen? Die zehn Stationen auf dem Weg vom Schwinghangler zum Astronauten werden hier beschrieben Menschwerdung.