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Die Firma Ernst Leitz Wetzlar gibt es nicht mehr - was wurde aus der LEICA?

Mitte Januar 1944 wurde die Fertigung der Leica IIIc und IIId eingestellt. Schon drei Tage vor dem Kriegsende erfolgt der Wiederbeginn der Leica-Montage am 5.Mai 1945. Es werden IIIc- und IIc-Modelle gebaut; von beiden wurden insgesamt 141 000 Stück verkauft, die meisten davon nach der Währungsreform 1948, die die Umstellung von Reichsmark auf Deutsche Mark brachte.

Bild 1. Das weltberühmte Logo der Firma Leitz seit 1913. Heute ist der Name "Leitz" aus den Firmenbezeichnungen verschwunden. Bild 2. Der Oskar-Barnack-Gedenkstein in Wetzlar – Mahnung an Leitz und Wetzlar, in dem Bemühen, Neues zu wagen, nicht nachzulassen?

War die Firma Leitz nach dem Krieg weiter auf Erfolgskurs? Nach der Währungsreform 1948 ging es mit dem Familienbetrieb Ernst leitz II erfolgreich weiter. Leica-Kameras, Mikroskope, Diaprojektoren und Episkope waren die Produkt-Schwerpunkte. Um 1920 beschäftigten die Leitz-Werke rund 1400 und 1956 rund 6000 Mitarbeiter. Im Jahre 1953 wurde für die wissenschaftliche Linsenberechnung erstmalig der Computer eingesetzt. Die Optimierung eines einzigen Objektivs erforderte Tausende von Berechnungen des Strahlendurchgangs, eine Mammutaufgabe für ein Dutzend Techniker für mehrere Jahre, die Tischrechenmaschinen, Rechenschieber und Logarithmen-Tafeln benutzten. Der elektronische Rechner  Z5 von Konrad Zuse brachte da einen riesigen Fortschritt. Auch die Folgemodelle Z11, Z22 und Z23 fanden guten Anklang bei der optischen Industrie Mitteleuropas. Die sah aber im Computer nur einen Rechenknecht für den Strahlengang, sie machte nicht den zweiten Schritt der direkten Optimierung der Linsenform durch den Computer und büßte so ihren Vorsprung gegenüber der ausländischen Konkurrenz ein. Konrad Zuse hatte der Firma Leitz den Rat gegeben, seinen Computer für die Linsenoptimierung einzusetzen, da er weit mehr kann, als nur die manuellen Rechengänge nachzuvollziehen und „nur“ zu verkürzen. Aber sie wollten diesen radikalen Schritt nicht gehen, es waren sicher auch Kosten für die Software-Entwicklung aufzubringen. Hatten sie sich schon ein wenig vom Barnack´schen Geist, Althergebrachtes hinter sich zu lassen, entfernt?

Die Leitz-Söhne Ernst, Ludwig und Günther übernahmen gemeinsam die Leitung der Ernst Leitz GmbH nach dem Tod des Vaters im Jahr 1956. Ernst Leitz III war Kaufmann, Ludwig hatte schon 1936, im Todesjahr Barnacks, mit 29 Jahren in der Geschäftsführung die Bereiche Wissenschaft, Entwicklung und Konstruktion übernommen. Er hatte ein sehr gutes Verständnis für technische Arbeitsabläufe, war aber mit seinem sehr guten Formempfinden eher künstlerisch interessiert. Ob das reichte für die stürmischen Wirtschaftswunderjahre mit vielen ganz neuen Technologien?

Ab 1972 setzte ein wildes Kooperieren, Fusionieren, Umbenennen und Abspalten ein. Hatte die Firma keine Kraft mehr, aus sich selbst heraus zu bestehen? Waren ihr die Visionen der Gründerväter abhandengekommen? Hatte man nicht mehr den Drive, mit Innovationen im Geiste Barnacks der Konkurrenz immer eine Nase voraus zu sein?

Die Firma Leitz auf ganz anderen Wegen. Was jetzt folgte, verschlägt einem fast den Atem. Die Leitz-Familie zieht sich aus der Firma zurück. Es fehlte jetzt der Familiensinn, Manager hatten jetzt freie Hand im großen Monopoly-Spiel des Kaufens und Verkaufens. 1972 wurde ein Kooperationsvertrag mit dem Schweizer Optikunternehmen Wild Heerbrugg zur Entwicklung und zum Bau von Mikroskopen geschlossen. Wild übernahm 25 % von Leitz und 1974 weitere 26 % von der Familie Leitz, so dass sie also das Sagen hatten. 1987 wurde der WILD-LEITZ-Konzern mit Sitz in Zürich gegründet, 1989 wurde das Unternehmen Wild Heerbrugg AG in Wild Leitz AG umbenannt. 1990 fusionierten WILD LEITZ und Cambridge Instruments zur LEICA Gruppe. 1990 wurde die Sparte Industrielle Meßtechnik (IMT) als Leitz Meßtechnik GmbH ausgegliedert. Neuer Eigentümer waren Brown & Sharpe. 2003 gehörte das Unternehmen fortan zum schwedischen Hexagon-Konzern und firmierte wieder unter Leitz Meßtechnik GmbH. Mit Wirkung vom 1. Januar 2005 wurde die Leitz Meßtechnik GmbH in Hexagon Metrology GmbH umbenannt. Der Produktname Leitz blieb erhalten.

1990 fusionierte die Wild Leitz Holding AG mit der Cambridge Instruments Gruppe. Zu dieser Gruppe gehörten Cambridge Instruments selbst, der Heidelberger Mikrotom-Hersteller Jung, der Wiener Optikfabrikant Reichert sowie die Mikroskopiebereiche der nordamerikanischen Optikunternehmen Bausch & Lomb und American Optical.  Der neue Konzern wurde Leica Plc genannt und umfasste damit u.a. die gesamte nordamerikanische Mikroskopindustrie. 1996/97 wurde die Leica Gruppe aufgelöst: 1996 ging Leica Camera mit Sitz in Solms westlich von Wetzlar an die Börse. Das verbleibende Unternehmen wurde 1997 in Leica Geosystems mit Sitz in der Schweiz und Leica Microsystems aufgespalten. Leica Microsystems erhielt die Rechte an der Marke Leica, die beiden anderen Firmen erhielten Lizenzrechte an der Marke. Ab 2013 sollen die Kameras von Leica wieder im Wetzlarer Leitzpark auf der Spilburg produziert werden.

Aus dieser doch recht verwirrenden und kaum nachzuvollziehenden Fusionitis und Separatitis haben sich drei Firmen unter dem Namen „Leica“ herauskristallisiert:

Die Leica Camera AG ist ein deutsches Unternehmen der optischen Industrie mit Sitz in Solms. Das Unternehmen hat sich auf die Fertigung von Fotoapparaten und Ferngläsern spezialisiert, 1100 Mitarbeiter.

Bild 3. Die neuesten Produkte der Leica Camera AG: Leica S und Leica M (2012 vorgestellt).

 

Leica Geosystems AG ist einer der weltweit führenden Hersteller von Präzisionsmessinstrumenten für die Bauvermessung, Geodäsie, Luftbildfotografie und Photogrammetrie mit Sitz in Heerbrugg im Kanton St. Gallen, 3500 Mitarbeiter.

Bild 4. Das Tachymeter von Leica Geosystems: Gerät, mit dem man Horizontalrichtungen, Vertikalwinkel und die schräg gemessene Entfernung zum Zielpunkt ermitteln kann. Es dient zur raschen Auf- und Einmessung von Punkten, benutzt beim Bau des Gotthard-Basistunnels. Bild 5. Das Mikrotom von Leica Microsystems: Schneidegerät, mit dem man sehr dünne Schnittpräparate erstellen kann. Es dient zur Herstellung mikroskopischer Präparate, die später durchstrahlt werden sollen.

Leica Microsystems GmbH ist einer der weltweit führenden Hersteller von Lichtmikroskopen, Geräten für die Erstellung mikroskopischer Präparate, z.B. Mikrotome. Sitz Wetzlar mit zehn Produktionsstätten in acht Ländern sowie Vertriebs- und Serviceorganisationen in 19 Ländern, 4000 Mitarbeiter.

Wie ging es mit der LEICA weiter, Barnacks genialer Erfindung? Außer der Ur-Leica und den Prototypen der Null-Serie (31 Exemplare) gab es zu Barnacks Lebzeiten ca. 18 verschiedene Typen von der Leica I bis zur Leica III, jeweils mit verschiedenen Varianten. Die Weiterentwicklung betraf die Objektive (vom Anastigmaten zum Elmax, Elmar und Hektor), die Verschlüsse (es gab auch einen Compur-Verschluss zwischen den Linsen), die Sucher, die Verkürzung der Verschlusszeiten bis 1/1000 Sekunde, gekuppelte Entfernungsmesser und Wechselobjektive. Von 1936 bis vor Kriegsende gab es nochmal vier Modelle von der Leica IIIb über IIIc bis IIId, nach 1945 bis 1957 11 Modelle, Leica If, IIf, IIIf, IIIg, Ic, Ig, IIc. 

Bild 6. Von der Ur-Leica 1913 über die Leica I bis zur Leica III (Ausschnitt). Diese Reihe, die insgesamt ca. 33 Typen umfing, ging bis 1957. Dann kam etwas Neues.

 

Die neue Reihe der Messsucherkameras. 1954 wurde mit der Leica M3 die neue durchgängige Reihe der Messsucherkameras begründet, und die gibt es bis heute. Eine Messsucherkamera ist ein Fotoapparat, dessen optischer Sucher eine Scharfeinstellhilfe hat, die mit der Entfernungseinstellung des Objektivs gekoppelt ist. Dieser Entfernungsmesser ist meist als Schnittbildentfernungsmesser oder Mischbildentfernungsmesser ausgeführt. Das Messsuchersystem wurde von Zeiss-Ikon erfunden und 1936 bei der Contax II zum ersten Mal verwendet.

Bild 7. Die Welt der Leica wird mit der Messsucher-Serie "M" 1954 begründet und 1965 um eine für Leitz ganz neue Reihe, die Spiegelreflex-Serie "R" erweitert. Der Leica-Stammbaum hatte jetzt zwei starke, parallel nebeneinander wachsende Äste (Ausschnitt). Insgesamt gab es damit seit 1925 ca. 112 verschiedene Leica-Modelle und zusätzlich noch Sonderausgaben, Designerexemplare, Hightech im Safari-Look usw.

 

Die neue Reihe der Spiegelreflexkameras. 1965 wurde mit der Leicaflex Typ 1 die neue durchgängige Reihe der Spiegelreflexkameras begründet. Eine einäugige Spiegelreflexkamera, verkürzt SLR-Kamera (single lens reflex) ist ein Fotoapparat, bei dem sich zwischen Objektiv und Bildebene ein wegklappbarer Spiegel befindet. Das Bild wird vor der Aufnahme auf einer in der Regel horizontal liegenden Mattscheibe seitenverkehrt abgebildet, oder mit einem Prismensucher seitenrichtig betrachtet. Digitale Spiegelreflexkameras werden kurz als DSLR (digital single-lens reflex) oder DSR bezeichnet. Die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera der Welt war die Kine-Exakta der Firma Ihagee in Dresden, vorgestellt auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1936.

Bild 8. Das Prinzip der Spiegelreflex-Kamera. Schon 1936 erfunden, von Leitz erst 1965 eingeführt.

Bild 9. Schon 1936 stellte die Firma Ihagee in Dresden die erste einäugige Spiegelreflex-Kamera Kine-Exakta 1 vor.

Warum Spiegelreflex? Warum stellte Leitz neben der bewährten Reihe der Messsucherkameras nun Spiegelreflexkameras her? Warum blieb der Schuster nicht bei seinen Leisten?

Messsucher vs. Spiegelreflex:

Das originäre Messsucherprinzip ist die angestammte Leica-Domäne, die sie bei der M-Reihe zur Perfektion geführt haben. Es besteht aus zwei optischen Systemen, dem Objektiv und dem davon separaten Sucher, d.h., dass grundsätzlich zwei verschiedenen Bilder wahrgenommen werden. Das Sucherbild ist parallel und in der Perspektive verschoben. Der sog. Parallaxenausgleich versucht diesen Effekt durch Verdrehen des Suchers oder Verschieben der Bildbegrenzungsmarken im Sucher zu verringern, kann aber den Unterschied zwischen Sucherbild und Foto nur minimieren. Ein vollständiger Ausgleich ist physikalisch unmöglich. Der Parallaxeneffekt ist umso größer, je geringer der Abstand der Kamera zum Objekt ist. Wird das Objektiv gewechselt, werden im Sucherbild verschiedene brennweitenangepasste Leuchtrahmen eingeblendet. Bei Verwendung von Teleobjektiven wird das leuchtrahmenbegrenzte Bild im Sucher so klein, dass eine exakte Fokussierung sehr schwer wird. Generelle Vorteile: Exakte Fokussierung auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen, geringer Platzbedarf (kleinere und leichtere Kameras, wie Barnack es sich wünschte), leiser Verschluss (d.h. weniger störend bei Personenaufnahmen und Veranstaltungen), kleiner Abstand zwischen Objektiv und Filmebene (d.h. flachere Bauweise). Aufgrund dieser Vorteile ist das Konzept der Messsucherkamera auch heute noch bei professionellen Reportage-Fotografen äußerst beliebt.

Das Spiegelreflexprinzip wurde 1965 von Leitz eingeführt, weil sie sich auf Dauer der augenscheinlichen Vorzüge dieser Bauweise nicht entziehen konnten. Das durch den Sucher betrachtete Bild ist immer identisch mit dem endgültigen Foto, weil das Objekt durch das Objektiv betrachtet wird. Auch wenn Objektive gewechselt werden, erhält man stets im Sucher das reale Bild, auch mit Tele oder Makro. Die Anpassungen der verschobenen Parallaxe durch Verdrehen des Suchers und variable Leuchtrahmen entfallen, dadurch sind schnellere Bildfolgen möglich. Die Vorteile werden erkauft durch ein deutlich größeres Bauvolumen (da der Spiegel sehr viel Platz benötigt) und Gewicht, einen lauteren Auslösevorgang, ein dunkles Sucherbild während der Aufnahme (kann bei Zeitaufnahmen stören, wenn der Spiegel den Lichtweg zum Sucher versperrt), einen deutlich höheren Preis, und die Kamera passt nicht mehr in die Jackentasche. Spiegelreflexkameras sind heute sehr weit verbreitet und haben seit den 1970er Jahren auf dem Massenmarkt die Messsucherkamers vollständig verdrängt. Diese sind von Kompaktkameras mit Autofokus ersetzt worden.

 Den Markt selbst gestalten oder dem Trend hinterherlaufen? Erst 30 Jahre nach Einführung der ersten Spiegelreflex-Kamera hat sich Leitz entschlossen, auf diese Technologie zu setzen. Auf die nächste große Revolution, die digitale Bildverarbeitung, haben sie bei Leitz auch nur reagiert, anstatt im Geiste Barnacks zu agieren und Althergebrachtes dann hinter sich zu lassen, wenn Neues am Horizont auftaucht und wieder etwas völlig Anderes prophezeit. Wo waren die Leute mit dem Unternehmergeist von Ernst Leitz II, die Visionäre, die unermüdlich neue Ufer erkundeten und dann hinüber schwammen? Warum Anderen hinterherlaufen statt aus eigenem Antrieb handeln? Ab 1996, lange nach Erfindung des Digitalbildes, führte die Firma bei der Analogkamera R8 und 2002 bei der R9 ein Digital-Modul ein, das man ansetzen konnte und bei ein und derselben Kamera entweder analog oder digital fotografieren konnte. Diese Hybridmethode klingt gut, war aber keine wirkliche Lösung, sondern wegen Verspätung nur ein Notbehelf.

 Die Erfindung der Digitalkamera. Das ist ein Fotoapparat, der als Aufnahmemedium anstatt eines Films einen elektronischen Bildwandler (Bildsensor) und ein digitales Speichermedium enthält.

Im Jahr 1969 wurde von dem Kanadier W. Boyle und dem US-Amerikaner G. Smith das CCD (charge-coupled device) erfunden, wofür sie 2009 den Nobelpreis erhielten. Das ist die Grundlage des Bildsensors, Bild-Chip genannt. Dieser lichtempfindliche Chip war die Erfindung, die der digitalen Fotografie zum endgültigen technischen Durchbruch verhalf. 1970 bauten Bell-Wissenschaftler die erste Solid-State-Kamera, die ein CCD als Bildsensor benutzte. 1973 produzierte die Firma Fairchild Imaging die CCDs. 1975 war das Geburtsjahr der ersten „richtigen“ Digitalkamera. Konstruiert wurde sie von Kodak mit Fairchild-CCDs als Bildsensor. 23 Sekunden wurden benötigt, um ein einziges Bild auf eine Digitalkassette zu speichern, die Kamera wog gut 4 kg. Die Fairchild MV-101 war dann 1976 die erste kommerziell erhältliche CCD-Kamera. Ende der 1980er benutzten Profi-Fotografen Digitalkameras in der Studio- und Werbefotografie und Mitte der 1990er auch für Reportage-Fotografie. Frühe serienreife Modelle gab es von Casio, Kodak, Sony und Canon, Minolta, Nikon, und Olympus folgten mit eigenen Modellreihen. Wo blieb die Leica? Entwicklung verschlafen? Digitalkameras setzten sich zunehmend durch und erzielen aufgrund rapide fallender Preise seit etwa 2003 höhere Verkaufszahlen als analoge Fotoapparate. Viele Hersteller haben inzwischen analoge Geräte nicht mehr im Programm. Dabei setzen eingeschworene Profi-Fotografen, besonders die in der Kunstfotografie tätig sind, immer noch auf die Analog-Technologie. Für sie gibt es nach wie vor nichts Besseres als analoges Fotografieren. Diese Verpixelung der Welt und das "Rauschen" ist ihnen ein Graus.

Bild 10. Digitale einäugige Spiegelreflex-Kamera (DSLR): Bild-Sensor statt Film. Der Sensor ist das Herzstück der Digitalfoto-Technologie, er entscheidet über die Bildqualität.

Bild 11. Die lichtempfindlichen CCD-Sensoren sind die Schlüsselelemente für die Erfassung des Bildes. Die Ladungen werden wie in einer Eimerkette schrittweise weitergegeben.

Bild 12. So arbeitet ein CCD-Sensor ("Bildchip") in einer Digitalkamera. Die Fotozellen werden auch als Sammel-Eimer, die CCDs als Weitergabe-Eimer bezeichnet. Nur die Zellen in den leuchtenden Farben sind dem Licht zugängig.

Bild 13. Anordnung, Farben, Pixelanzahl, Pixelgröße, Format der Sensoren, sowie die Definition des Formatfaktors CF (crop factor). Die Sensor-Bezeichnungen 1/2.3", 1/1.7", 2/3" sind nur historisch begründet und haben keine konkrete Bedeutung für ihre Größe.

Bild 14. Format einiger Sensoren. Aufgrund der verschiedenen Pixelflächen ist die Anzahl der Pixel pro Sensor nur ein Richtwert. Auf einer Sensor-Fläche von 6,2 x 4,6 mm sind 12 MP untergebracht, in Worten: 12 Millionen Fotozellen! Anders ausgedrückt: 420 000 Fotozellen pro Quadrat-Millimeter.

Bild 15. So sieht er aus, der Sensor in einer Digital-Kompakt-Kamera, montiert auf eine flexible Leiterplatte.

Die CMOS-Sensoren. Neben den CCD-Sensoren gibt es noch die CMOS-Sensoren (Complementary Metal Oxide Semiconductor (komplementärer Metall-Oxid-Halbleiter)), bei denen jedes einzelne Fotoelement einen eigenen A/D-Wandler hat, wodurch jedes Element direkt ausgelesen werden kann. Dafür entfallen die CCD-Register und der aufwändige Ladungstransport. Die Herstellungskosten sind dadurch geringer, aber die Fertigungstoleranzen der vielen A/D-Wandler ließen in der Anfangszeit ungleichmäßige Bilder entstehen. Eine Weiterentwicklung wurde inzwischen konsequent betrieben durch Chip-Vergrößerung und Verbesserung der Algorithmen, die die Messdifferenzen der Wandler bei der Auswertung der Ladungen berücksichtigen, so dass die CMOS- an den CCD-Sensoren inzwischen vorbeigezogen sind. Der Trend geht daher heute mehr in Richtung CMOS-Sensor. CMOS-Sensoren benötigen auch weniger Strom. Dadurch fällt auch das Rauschen durch die Sensorerwärmung weniger stark aus.

Das Rauschen. Wie die Staubfussel beim Rahmen von Dias ist das Rauschen bei den Digitalkameras allgegenwärtig. Jede unerwünschte Veränderung des eigentlichen Nutzsignals, d.h. des unverfälschten Bildes, wird als Rauschen bezeichnet. Es kommt nun darauf an, das Verhältnis des Nutzsignals zum Störsignal möglichst groß zu halten (signal-to-noise-ratio, SNR). Das ist keineswegs in allen Situationen möglich.

Bild 16. Foto mit thermischem Rauschen. Aufnahme mit Lumix DMC-TZ10, Leica Vario Elmar 1:3,3-4,9 / f 4,1-49,2; CF=5,84. t=0,33 s, f=37 mm, ISO 800.

Das „thermische Rauschen“ macht manche schöne Absicht zunichte, da die Fotoelemente nicht nur bei Licht-, sondern auch bei Wärmeeinwirkung Elektronen freisetzen. So zeigt ein typischer CCD-Sensor bei 20°C ein hundert mal so großes Rauschen als bei 0°C. Bei Kälte werden die Fotos also viel kontrastreicher  als im Hochsommer und ebenfalls bei kurzen Belichtungszeiten. In der Dämmerung, beim wunderbaren Nachleuchten nach Sonnenuntergang oder Mondaufgang wird die Belichtungszeit notwendigerweise länger … und das lästige Rauschen durch die längere Wärmeeinwirkung bekommt leider einen erheblichen Einfluss auf die Bildqualität. Der Hintergrund ist nicht gleichmäßig dunkel, wie in der Wirklichkeit, sondern mit einem unregelmäßigen, oft falschfarbigen Gesprenkel, eben dem "Rauschen", bedeckt. Analogfilme mit hohen ISO-Werten haben ein grobes Korn, bei Digitalsensoren rauscht es bei langen Belichtungszeiten. Rauschen wird größer bei langer Belichtungszeit, hoher ISO-Einstellung (Filmempfindlichkeit), hoher Sensortemperatur, wenig Licht.

Der Weg des Stroms der Elektronen vom Fotoelement zum Speicher wird aber auch noch anderweitig gestört. Daher gibt es noch eine Reihe anderer Rauschquellen, die die Qualität der aufgenommen Bilder beeinträchtigen. Im Normalfall, d.h. kurze Belichtungszeiten bei heller Sonne, kann man sie jedoch alle vernachlässigen.

 

Bild 17. Eine Auswahl der heutigen Leica-Kameras. gemäß Online-Katalog 2013. Die meisten mit CMOS-Sensor, drei Modelle mit CCD-Sensor, zwei Analog-Modelle mit Messsucher, ein DSLR-Modell mit verschiedenen Varianten, die V-Lux 40 ist baugleich mit Panasonic Lumix DMC-TZ31. Leider können hier keine Kameras im Bild gezeigt werden, weil die Firma auf ein striktes Urheberrecht pocht (warum eigentlich? Auf solch einer Website wären Fotos doch eine gute Werbung!).

Ja, was wurde aus Oskar Barnacks epochaler Erfindung? Der findige Brandenburger, einfacher Mechaniker ohne Hochschulbildung und akademischen Titel, Foto-Revoluzzer und Nonkonformist, wanderte nach der Lehre in Berlin nach Thüringen aus, ging zu Carl Zeiss in Jena und wanderte dann weiter nach Hessen, zu den Optischen Werken Ernst Leitz in Wetzlar. Dort fand er den väterlichen Freund Ernst Leitz I und den vorausschauenden Unternehmer Ernst Leitz II und vor allem das geistige Klima, das es ihm ermöglichte, die Vorlage und die Philosophie für die Kleinbildkamera zu liefern. Gemeinsam mit seinem Chef setzte er Maßstäbe und Standards für eine ganz neue Kamera durch einen Coup, der 75 Jahre lang das Geschehen in der Fotografie bestimmen sollte. Und der bestand darin, den 1913 schon existierenden Kodak-Kinofilm für sein neues Fotoformat 24x36 mm umzufunktionieren. Der Film von 35 mm Breite mit den berühmten Rand-Lochstreifen blieb in der Form völlig unverändert, das bestehende Kinobildformat von 18x24 mm wurde lediglich verdoppelt. Um dieses Format herum konstruierte er dann in genialer Weise die Jackentaschen-Kamera „Leica“, die bald zum Qualitätssymbol schlechthin avancierte. Althergebrachtes hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen… das war sein Motto. Und das alles mit einem chronischen Bronchialkatarrh, der ihn zeit Lebens quälte. Oder war es gerade dieses Leiden, das ihn zu dieser Erfindung trieb, weil er die schwere Plattenkamera nicht in die Natur schleppen konnte?

Aus der analogen Kleinbildkamera wurde die Digitalkamera mit Bild-Chips (oder „Sensoren“) anstelle des Films. Die Sensoren sind heute 6x5 mm klein, haben aber auch die alte Kleinbildgröße 24x36 mm und gehen hoch bis zu 49x37 mm mit 10 bis 37 Millionen Fotozellen und befinden sich immer noch in rasanter Veränderungsgeschwindigkeit. Der Bezugspunkt zum Kleinbild ist immer noch präsent in Form des Format- oder Crop Factors CF.

Warum überließ die deutsche Fotoindustrie das Feld Anderen? Leider legte seit den 1970ern die deutsche Fotoindustrie nicht mehr die alte Innovationsfreudigkeit an den Tag, leider überließ man die ungebrochene Weiterentwicklung hin zu den Spiegelreflex- und dann zu den Digitalkameras mit Autofokus den Japanern mit der Konsequenz, dass immer mehr traditionelle deutsche Fotofirmen aufgeben mussten. Wo sind heute Voigtländer, Rollei, Agfa, Zeiss-Ikon und Co.? Wenn sie nicht gestorben sind, leben sie unter fernöstlichen Eigentümern weiter und knüpfen an alte, eingeführte Namen an. Wenn man heute ein Fotogeschäft betritt, sieht man fast nur noch Canons, Nikons, Sonys, Panasonics u.a. Dabei hatte doch Deutschland eine beneidenswerte Ausgangsbasis. Woran liegt es? Zweifellos sind die „modernen Manager“ nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt wie die Gründerväter der traditionellen Familienunternehmen, sie sind vielfach Hasenfüße und schauen nur auf die Geschäftsergebnisse innerhalb ihres Vertragsverlaufs, Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung eines Unternehmens bleiben dabei auf der Strecke. Zum anderen liegt eine Ursache in der Zwanghaftigkeit, ohne Not unsere Arbeitskosten ständig zu erhöhen. Die von den Arbeitnehmervereinigungen per Streik oder Streikandrohung, also eine Art grundgesetzlich zugelassener Erpressung, durchgesetzten flächendeckenden Entgelterhöhungen sind für eine Firma dann fatal, wenn sie in der Höhe über den Rationalisierungsfortschritten in dieser betreffenden Firma liegen. Warum kann man nicht Betriebsvereinbarungen treffen, die genau auf die Lage eines Unternehmens zugeschnitten sind? Das hätte manchen alteingesessenen Hersteller vor dem Ruin bewahrt.

 Gottseidank hat die Firma Leitz nach vielen Jahren der Fusionitis und Separatitis, der Namensänderungen, wechselnden Zugehörigkeiten jetzt offensichtlich wieder ein stetiges Fahrwasser erreicht, das den alten Namen LEICA wieder zum Erfolg führt mit eigenen und nicht zugekauften Innovationen. Wenn auch der Name LEITZ längst abgelegt wurde, sollte er doch, genauso wie der des Oskar Barnack, Ansporn und Verpflichtung sein für eine eigenbestimmte Zukunft.

 

Nachtrag. Hat wenig mit der LEICA zu tun, wohl aber mit Barnacks Erfindung, den Kleinbildkameras. Eine kleine, persönliche Geschichte der Kameras des Autors, am Anfang war die Box:

Bild 18. Die persönliche Geschichte aller Kameras des Website-Autors seit 1952: Mit einer 1935er Voigtländer fing es an. Agfa-Box war der Schlager der 1950er. Die Genos-Box war ein treuer Begleiter auf Radtouren bis nach Schottland. Die Voigtländer Vito CL hatte schon etwas Leica-haftes. Die Rollei 35 ein technisches Meisterwerk, klein, versenkbares Objektiv. Die Canon AE-1 das erste SLR-Gerät mit Wechselobjektiven, mit Tele nie geahnte Möglichkeiten. Mit der Canon Rebel X fühlte man sich schon wie ein Profi. 2005 begann das digitale Fotografieren, die Coolpix hatte einen 2/3“-Sensor von 8,8x6,6 mm Größe, daher superscharfe Bilder, leider fiel sie ins Wasser und aus war´s. Lumix FZ8 und TZ10 haben zwar mit 1/2,3“ kleinere Sensoren, machen aber trotzdem schärfere Bilder (weil die sehr guten Leica-Objektive besser mit den Sensoren harmonieren?). Die TZ10 ist ideal für Hochgebirgstouren, klein, leicht, Hosentasche. Leider hat es nie zu einer LEICA-Kamera gereicht, aber immerhin ist die TZ10 (fast) baugleich mit der Leica V-Lux 40, ein kleiner Trost. Seit 2016 ist die kompakte Sony DSC-RX 100 M3 mein Favorit mit CMOS-Sensor von 13,2 x 8,8 mm Größe (entsprechend Nikon CX), eine Sensation für eine derart kompakte Kamera, äquivalente Brennweite 24 bis 70 mm, Cropfactor 2,72.

 

Nachtrag. Ein Besuch bei Hans Bejenke, dem langjährigen Freund des Autors noch aus Schulzeiten, im April 2014. Er ist ein sehr guter Amateur-Fotograf und Besitzer vieler schöner Kameras, schwört, auch heute noch, auf die Analog-Fotografie.

Bild 19. Der Freund des Autors Hans Bejenke zeigt seine schöne Kamerasammlung - die Leicas.

 

Bild 20. Die Rollei, ein- und zweiäugig, Format 6x6.

 

Bild 21. Voigtländer, die "Prominent" mit großer Lichtstärke.

 

Bild 22. Die legendäre Linhof für Profis.

 

 

Bildnachweis

Bild1:  Wikipedia, Urheber Leitz, Verwendung für mit dem Logo im Zusammenhang stehende Artikel erlaubt. Bild 2: Wikipedia, Urheber Dontworry, CC-BY-SA 3.0. Bild 3, 4: Wikipedia, Urheber Rama, CC-BY-SA 3.0. Bild 5: Wikipedia, Urheber Leica Microsystems, CC-BY-SA 3.0. Logos Bilder 3, 4, 5: Verwendung für mit dem Logo im Zusammenhang stehende Artikel erlaubt. Die Leitz-Geschichte ab 1972 stammt aus Wikipedia "Leitz (Optik)" - Wikipedia, Verwendung gestattet. Bilder 6, 7: eigene Skizzen. Bild 8: Wikipedia, Urheber Cburnett, CC-BY-SA 3.0, eigene Ergänzungen. Bild 9: Wikipedia, Urheber Hans-Peter Scholz, CC-BY-SA 3.0. Bild 10: Wikipedia, Urheber Bautsch, gemeinfrei und Wikipedia Urheber Welleman, CC-BY-SA 3.0. Bild 11: aus Wikipedia, Urheber Michael Schmid, CC BY-SA 3.0, eigene Ergänzungen. Bild 12: Eigene Skizze. Bild 13: Wikipedia, Urheber Amada44, public domain und Wikipedia, Urheber MarcusGR, CC-BY-SA 3.0. Bild 14: Eigene Zusammenstellung. Bild 15: Wikipedia, Urheber C-M, CC-BY-SA 3.0. Bild 16: eigene Aufnahme 2013. Bild 17: Eigene Zusammenstellung aus Katalogen. Bild 18: eigene Fotos. Bilder 19-22: Eigene Fotos April 2014.