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Rudolf Hell - Da er als Kind sehr blass war, gaben ihm seine Eltern Rotwein zu trinken

Bild 1 und 2. Rudolf mit 18 Jahren. Die Telegrafie hatte es ihm angetan.

Erste entscheidende Anregungen im Bahnhofsgebäude. Sein Vater war Bahnhofsvorsteher bei der Königlich-Bayrischen Eisenbahn-Gesellschaft in Eggmühl, an der Bahnstrecke von Landshut nach Regensburg, 15 km südlich dieser schönen Donaustadt, und seine Mutter war die Tochter eines Bauern und Bierbrauers. Der kleine Rudolf war schon als Junge sehr beeindruckt, nein nicht von den schnaubenden Dampfrössern, nein er wollte auch nicht wie so viele Jungen Lokomotivführer werden; auch die per Hand betriebenen langen Hebel zur Verstellung der Signale und Weichen beeindruckten ihn nicht, aber die Geräte im Stellwerk seines Vaters, die Meldungen über verspätete Züge entgegennahmen. Der geheimnisvolle Kasten, den sein Vater professionell handhabte, der weckte seine Neugier. Was waren das für mysteriöse Impulse, die durch die dünnen Drähte von Telegrafenmast zu Telegrafenmast huschen? Man sieht die Elektrizität nicht, aber man sieht ihre Wirkungen. Es grenzte für ihn an ein Wunder, wie auf diese Weise Nachrichten an andere Bahnstationen weitergegeben werden können. Sein Vater erklärte ihm, dass es sich um Elektrotechnik handelt. Also wollte Rudolf Elektrotechnik studieren.

Bild 3. Das alte Bahnhofsgebäude heute, Eggmühl/Niederbayern. In diesem Gebäude wurde Rudolf Hell, einer der großen Erfinder der Telekommunikation im Jahr 1901 geboren.

Die 4-jährige Volksschule besuchte er in Eger, wo sein Vater hinversetzt wurde. Es gehörte damals zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Er war so etwas wie ein Außenseiter, der nicht so mit den dumme-Jungen-Streichen auf der Straße mitmachte. Da er ein sehr blasses Kind war, gab ihm seine Mutter Rotwein, damit etwas mehr Farbe in sein Gesicht kam. Es ist nicht überliefert, ob das geholfen hat.

Bild 4. Die Braun´sche Röhre, Grundlage aller elektronischen Bildübertragung.

Oberrealschule und dann TH München. Er besuchte dann die Oberrealschule "Rudolphinium" in Eger. Er war sehr gut in Physik und Mathematik, mittelmäßig in Fremdsprachen, und er hatte schlechte Noten in allen Fächern, die ihn nicht interessierten. Nach dem Abitur mit 18 ging er auf die Technische Hochschule München, wo er 1923 den Grad eines Diplom-Ingenieurs in Elektrotechnik erhielt. Hier war es, wo er auf Professor Max Dieckmann traf, der über drahtlose Telegrafie lehrte und schon mit dem Scannen von einzelnen Buchstaben im Text experimentierte. Er verwandelte sie in elektrische Signale und machte sie auf einer Kathodenstrahlröhre, der sog. Braun´schen Röhre sichtbar. Sie wurde von Karl Ferdinand Braun 1895 erfunden. Der Elektronenstrahl wird magnetisch abgelenkt bzw. moduliert, so dass beim Auftreffen auf eine an der Innenseite der Röhre angebrachten Leuchtstoffschicht ein sichtbares Bild erzeugt wird.

Erstes Patent als TH-Assistent und Doktorarbeit. Seine Assistententätigkeit 1923 bis 1929 bei Dieckmann, nach seiner ersten Anregung im Bahnhofsgebäude Eggmühl, gab seiner großartigen Erfindertätigkeit, ja seinem ganzen Leben die entscheidende Weichenstellung. Schon 1925 stellte er eine erste patentierte Erfindung zusammen mit seinem Professor auf der Gewerbeausstellung in München vor: Ein Fernsehsystem mit einer Bildzerlegerröhre und einer Braun´schen Röhre als Empfänger. 1927 erhielt er seinen Doktortitel, seine Dissertation lautete: Direktzeigendes funkentelegraphisches Peilverfahren für die Luftfahrt. Dieses Verfahren wurde die Basis für die automatische Flugzeugführung, den Auto-Piloten. Das ist ein Mess- und Regelsystem zur Stabilisierung des Fluges und zur Navigation. Für diese Erfindung vergab er Lizenzen an die Firma Telefunken und eine US-Firma für 20 000 Reichsmark, das entspricht nach heutigen Maßstäben etwa einer halben Million Euro.

Umzug nach Berlin - Gründung seiner eigenen Firma. Im Jahr 1929 zog er mit seiner Frau Martha zuerst nach Babelsberg, dann nach Berlin-Dahlem, Ihnestraße 41, um sich seiner neuen Idee, dem Fax-Gerät zu widmen. Dort gründete er sein eigenes Unternehmen "Dr.-Ing. Rudolf Hell". 

 

Faxgerät und Scanner - die ganze Geschichte

Was wurde daraus?

 

  

Bildnachweis

Bild 1: Aus B. Fuchs, C. Onnasch: Dr.-Ing. Rudolf Hell: der Jahrhundert-Ingenieur im Spiegelbild des Zeitgeschehens; sein beispielhaftes Wirken. Ed. Braus, Heidelberg, 2005. Bild 2: Eigenes Foto 2012. Bild 3: Aus der Website der Marktgemeinde Schierling, 2005. Bild 4: Wikipedia, Urheber ulfbastel, creative commons CC BY-SA 2.0.