Carl von Linde (*1842 Berndorf, Kr. Kulmbach, †1934 München), der Maschinenbau-Professor am Polytechnikum München, schuf die wissenschaftlichen Grundlagen der modernen Kältetechnik. In der Augsburger Maschinenfabrik (jetzt MAN) konnte er 1871 die erste von ihm entwickelte Kälte-Maschine herstellen lassen. 1879 gab er seine Lehrtätigkeit auf und gründete seine eigene Firma "Lindes Eismaschinen" in Wiesbaden, deren Kälteanlagen reißenden Absatz fanden, weil für die schnell wachsende Industrie die damals bekannten Kühlmethoden, hauptsächlich mit Natureis, nicht mehr ausreichten. Auf der Grundlage des Joule-Thomson-Effekts gelang ihm 1895 erstmalig die Luftverflüssigung. Die in einem Verdichter auf hohen Druck gebrachte Luft wird in einem Ventil entspannt und kühlt dabei ab. Der Vorgang wird mehrmals wiederholt und erzeugt so tiefe Temperaturen, so dass die Luft bei -195°C verflüssigt wird. Damit war der Weg frei für Tieftemperaturuntersuchungen in der Physik und für die Auftrennung der Luft in ihre Bestandteile Sauerstoff, Stickstoff und Argon.
Die Vorbehalte der Industrie gegen das Kunsteis schmolzen dahin, Kühlmaschinen waren plötzlich gefragt und Linde machte sehr gute Geschäfte. Es entstanden die ersten Kühlhäuser für Lebensmittel. Doch auch in Molkereien und bei der Verflüssigung von Chlor und Kohlensäure war sein Verfahren gefragt. Und jetzt wurden auch die ersten Kunsteisbahnen gebaut. Von 1892 bis 1910 nahm er seine Professur wieder auf. Im Süden Münchens, in Höllriegelskreuth, ließ Linde 1903 eine Fabrik bauen, die noch heute der größte Standort des Linde-Konzerns ist.